Ribbecks Birnen

wer auf einem alten Bauernhof wohnt, auf dem viele Generationen lebten, der kann einige Geschichten erzählen. Auf unserem Hof mögen sich viele Geschichten zugetragen haben, wovon wir leider nur einige kennen. Dennoch erzählen uns die alten Gebäude, Ställe und die Erinnerungen und Geschichten der Alten immer wieder von ihrer langen Vergangenheit. Besonders die alten Obstbäume auf der Obstbaumwiese halten Erinnerungen lange lebendig. Selbst längst verschwundene Bäume bleiben uns im Gedächtnis. Viele neue Bäume können nach nun schon 10 bis 15 Jahren ebenfalls einiges erzählen. Und Jahr für Jahr erfreuen uns besonders die Birnenbäume mit einer reichen Ernte. Es gibt so viele Birnen, dass wir sie gar nicht essen und verarbeiten können. Selbst mit dem Verschenken kommen wir nicht hinterher. Ich denke dann oft an meinen Opa, der zusammen mit meiner Oma heißen Birnensaft aus dem Dampfentsafter in Flaschen abfüllte und mit Gumminoppen verschloß. Ich denke auch an meine andere Oma, die mir vor vielen vielen Jahren einen Dampfentsafter schenkte, mit dem wohlgemeinten Hinweis: „Kind auf einem solchen Hof wirst du den sicher gut gebrauchen können!“. Und ich denke an unsere Tante Trude von der wir den Hof geerbt haben, wie sie vielen Leuten gern die Birnen anbot und an Freunde abgab.

Reife Sommerbirnen

Und dann kommt mir ein kleines Mädchen aus dem Dorf in den Sinn, welches mir vor einigen Jahren am Kaffeetisch das Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane aufsagte und zwar in voller Länge. Ich bin heute noch begeistert!

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Theodor Fontane
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit,
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht,
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer,
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?« 

So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt,
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus,
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus. 

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew di 'ne Birn.« 

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. 

Reife Birnen

Unsere Birnbäume sind auch in diesem Jahr wieder gut gefüllt. Dank verschiedener Sorten können wir bis ins kommende Jahr frische Birnen genießen. Die Sommerbirnen halten sich leider nicht sehr lange. Wir verteilen die Birnen, kochen sie ein, füllen Flaschen mit Saft ab und kochen Marmelade oder Birnenmus. Auch stellen wir aktuell täglich eine Stiege mit frisch gewaschenen Birnen vor die Tür. Viele Radler halten an und legen sogar etwas in unsere kleine Gartenkasse.

Winterbirnen werden im Spätherbst reif und sind gut lagerfähig

Um die zuckersüßen Birnen haltbarzumachen, haben sich folgende Rezepte gut bewährt:

Birnensaft

Sehr weiche Birnen eignen sich nur noch um Saft oder Mus herzustellen. Die einfachste Variante viele weiche Birnen zu verarbeiten ist ein Dampfentsafter. Die Birnen werden nur gewaschen und von schlechten Stellen befreit. Anschließend grob zerkleinert und in den Dampfentsafter gefüllt. In den unteren Topf werden ca. 5 cm Wasser eingefüllt und zum Kochen gebracht. Anschließend sollte das Wasser nur noch leicht kochen. Deckel drauf und der Rest erledigt sich von allein. Ab und zu rühre ich die Birnen durch und überprüfe das Wasser. Nach 1-2 Stunden hat sich aus den Birnen der Saft gelöst und ist im Auffangbehälter theoretisch abfüllbereit. Ich lasse die Birnenmasse noch abkühlen. Dabei tropft noch mehr Saft heraus. Den bereits abgekühlten Saft koche ich anschließend auf. Er kann auch gern gefiltert werden. Anschließend kommt der Saft in saubere Glasflaschen und wird ähnlich wie Marmelade auf den Kopf gestellt. Der Saft hält sich länger als ein Jahr.

Birnensaft ist sehr süß. Wir trinken ihn stark verdünnt. Wer mag kann dem Saft etwas Zitrone beigeben.


Birnengelee

Aus dem Saft lässt sich gut Gelee herstellen. Aufgrund der Süße sollte der Saft mit Zitrone und oder Zitronenabrieb verfeinert werden. Ingwer im Gelee ist ebenfalls sehr lecker. Ich kombiniere die Birne auch gern mit Brombeere, Aronia oder Sanddorn.


Birnenmarmelade

Marmelade stelle ich ebenfalls aus reifen Birnen her. Das Fallobst wird gewaschen geschält und kleingeschnitten. Als Geliermittel eignen sich 2:1 oder 3:1 Varianten.
Gemischt wird ebenfalls mit Brom- oder Himbeeren, Aronia Beeren, Zitronen, oder Äpfeln. Birnenmarmelade kann aber auch weihnachtlich mit Zimt und Nelken zubereitet werden.


Birnenmus

Ebenfalls eine einfache Methode viele Birnen zu verarbeiten, ist einen großen Topf Birnenmus zu kochen. Dies geschieht ähnlich wie Apfelmus. Birnenmus ist allerdings flüssiger, weshalb man eigentlich gar kein Wasser zugeben muss. Auch wird kein Zucker benötigt. Eine Mischung aus Äpfeln und Birnen ist auch möglich.
Das Fallobst wird geschält und in Stücke geschnitten. Anschließend in einem großen Topf zum Kochen gebracht. Ich püriere die Masse, weil es am wenigsten Arbeit bereitet.

Haltbarmachen: Birnenmus wird wie Apfelmus heiß in Gläser gefüllt und hält sich ca. 1 Jahr. Wir verwenden Birnenmus in Joghurt als natürliche Süße oder als Dessert.


Fruchtleder aus Birnen

Frisch pürierte Früchte können zu Fruchtleder im Backofen oder im Dörrautomat getrocknet werden. Dazu wird das Birnenpüree auf eine Backfolie gestrichen (3-5 mm) und anschließend im leicht geöffneten Backofen ca. 4 Stunden bei 70-80 Grad getrocknet. Im Dörrautomat kann in Rohkostqualität getrocknet werden. Dies dauert bei max. 40 Grad entsprechend länger.


Dörrbirnen

Eine natürliche Art Birnen haltbar zu machen, ist Scheiben zu trocknen. Dies kann im Dörrautomat oder Backofen erledigt werden. Dazu verwende ich etwas festere Birnen, die noch nicht so viel Saft enthalten. Die Scheiben lassen sich so leichter auf ca. 5 mm schneiden. Anschließend werden die getrockneten Birnen luftdicht in Gläsern aufbewahrt.


Birnenkompott

Das sind süße Kindheitserinnerung. Aus harten Birnen koche ich hin und wieder Birnenkompott, so wie es einst meine Oma tat. Die Birnen werden geschält, entkernt und in Schnitze geschnitten. Anschließend werden sie mit reichlich Wasser angesetzt. Hinzukommen Nelken und ein wenig Zimt. Die Birnen dürfen nur einmal kurz aufkochen. Danach fülle ich die Schnitze in Gläser und gieße den noch einmal aufgekochten Sud über die Birnen, bis die Gläser voll sind. Deckel drauf und umgedreht, fertig. Im Winter gibt es dann leckeres Birnenkompott.


Wer jetzt total überzuckert ist, der sollte sich ein großes Glas frisches Wasser holen. Birnen sind wie Süßigkeiten und sollten nicht im Übermaß verzehrt werden. Was wir nicht verarbeiten und weitergeben können, bleibt den Tieren. Unzählige Insekten, Schmetterlinge und Kleinlebewesen bis hin zu Igeln und Vögeln naschen ebenfalls gern. Selbst unser Hund mopst sich des öfteren eine saftige Birne. Ein Großteil verbleibt demnach in der Natur und wird dort restlos verwertet.

Heuernte unter den Obstbäumen
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Löwenzahnhonig und -gelee

Die kleinen Herausforderungen im Leben

Es gibt immer Dinge, die fallen einem leicht oder schwer. Das hängt damit zusammen, wie aufgeschlossen wir sind, welchen Mut wir mitbringen und wie neugierig wir durch die Welt gehen.

Wer hat beispielsweise schon einmal lustvoll in eine Löwenzahnblüte gebissen?

Ich wette die meisten verziehen jetzt das Gesicht. Ich bin bei diesem Gedanken auch nicht gleich in Verzückung geraten. Da ich aber sehr viel über die positiven Eigenschaften des Löwenzahns gelesen habe und auch die jungen Blätter regelmäßig verwende, bin ich zumindest nicht ängstlich. Alles vom Löwenzahn ist verwendbar. Nichts ist giftig. So steht es in den Büchern. Vor einigen Jahren probierte ich ein Löwenzahnhonigrezept aus. Ich kann mich allerdings erinnern, dass dieser sehr dunkel wurde und mir nicht bekam.

Im zeitigen Frühjahr fragte mich eine sehr gute Freundin nach einem Löwenzahnhonig-Rezept. Mit jeder weiteren Blüte die ich im Frühjahr erblühen sah, erinnerte ich mich an die Anfrage. Schließlich standen die Wiesen voller gelb-blühender Löwenzahnblüten und ich recherchierte erneut. Ich fasste sämtlichen Mut zusammen und biss bei einem Spaziergang in eine Löwenzahnblüte hinein. Ja, ich aß sie sogar ganz auf. Schließlich wollte ich genau wissen, mit was ich mich befasse. Es … war wie eine Geschmacksexplosion! … Nein, das glaubt mir jetzt niemand! Ehrlich gesagt, die Löwenzahnblüte hat mich angenehm überrascht. Sie schmeckt fruchtig, blumig ein wenig an Honig erinnernd und im Abgang leicht bitter durch die äußeren Blütenblätter. Der Entschluss war gefasst, Löwenzahnhonig und -gelee werde ich noch einmal ausprobieren.

Löwenzahnblüten esammelt an einem sonnigen, trockenen Frühlingstag

An einem sonnigen Sonntag ging ich mittags über die Wiese und pflückte ein Körbchen voller Löwenzahnblüten. Anschließend zupfte ich die gelben Blütenblätter heraus. Dies ist der Unterschied zu meinem vor Jahren missglückten Versuch. Die bitteren äußeren Blütenblätter (grün) ließ ich weg.

Ausgezupfte Löwenzahnblüten

Es braucht laut Rezepten sehr viele Blütenblätter. 500g ausgezupfte Blütenblätter sind eine ganze Menge. Ich kam auf 200g. Zum Probieren sollte es reichen. Ich setzte die Blütenblätter in kaltem Wasser auf und ließ diese aufkochen. Anschließend ließ ich den Topf abkühlen und einen Tag lang stehen. Am kommenden Tag filterte ich die Blüten ab und drückte sie aus. Es kam 1 Liter Flüssigkeit zusammen. Hinzu gab ich Zitronensaft. Dann teile ich die Menge in ca. 600 ml für Gelee und 400 ml für den Honig. Das Gelee war schnell gekocht. Der Honig wurde wie Sirup mit der gleichen Menge Zucker (Rohrzucker) eingeköchelt.

Ich war gespannt wie ein Flitzebogen und konnte es kaum erwarten Gelee und Honig auf ein Brot zu schmieren. Der gold-gelbe Löwenzahnhonig schmeckt tatsächlich ein wenig wie Bienenhonig und ist perfekt zum Süßen von Desserts und Getränken. Löwenzahngelee und -honig erinnern an die üppigen, satftigen Frühlingswiesen, die Bienen, den Sonnenschein und die unzähligen gelben Löwenzahnblüten. Grund genug, den nächsten sonnigen freien Tag abzuwarten und noch einmal ein Körbchen Löwenzahnblüten sammeln zu gehen.

Zutaten Löwenzahnhonig

  • 200 – 500g gelbe Löwenzahnblütenblätter
  • 1 Liter Wasser
  • 1 kg Rohrzucker
  • Saft von 1-2 Zitronen

Zutaten Löwenzahngelee

  • 200 – 400g gelbe Löwenzahnblütenblätter
  • 750 ml Wasser
  • Gelierzucker 2:1
  • Saft von 1-2 Zitronen
  • Nach Belieben können Ingwer-Scheiben mitgekocht werden.

Rhabarber-Buttermilchkuchen

4 Tassen Mehl
2 Tassen Buttermilch
2 Tassen Zucker
2 Eier
Backpulver

1kg Rhabarber
1 Becher Sahne oder ein halbes Stück Butter

Den Rhabarber putzen und kleinschneiden. Aus den obigen Zutaten einen cremigen Teig rühren und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben. Rhabarber-Stücke verteilen und für 20 Minuten bei 180 °C backen. Danach die Sahne mit einem Löffel auf dem heißen Kuchen verteilen. Alternativ können auch Butterflöckchen oder zerlassene Butter die Sahne ersetzen.

Für alle die es süß mögen, kann der Kuchen mit Zucker bestreut werden.

 

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Hefeteig, Vanillepudding, Rhabarber, Butterstreusel

1 kg Rhabarber
Zucker

Hefeteig
1 Würfel Hefe
250 ml Milch
500g Mehl
100g Zucker
1 Ei
100g Butter
abgeriebene Zitronenschale

Vanillepudding
Vanillepuddingpulver
2 Esslöffel Zucker
500 ml Milch

Butterstreusel
200g Butter
Mehl und Zucker zu gleichen Teilen

Zuerst wird der Rhabarber geputzt und in kleine Stücke geschnitten. Ich verwende den Rhabarber ungezuckert. Wer es süßer mag, kann den vorbereiteten Rhabarber einzuckern. Danach muss der eingezuckerte Rhabarber ein paar Stunden ziehen. Der Zuckersaft wird vor der Verwendung abgegossen.

Danach einen Hefeteig bereiten und ruhen lassen. Den gegangenen Teig auf das Backblech drücken und den Vanillepudding (kann noch warm sein) auf den Teig verteilen. Die abgetropften Rhabarberstücke auf dem Pudding verteilen.

Für die Butterstreusel die Butter zerlaufen lassen und dann immer zu gleichen Teilen Mehl und Zucker mit einer Gabel unterrühren bis die Masse streuselig wird. Die Streusel auf dem Kuchen verteilen und ab in den Ofen. Der Rhabarberkuchen benötigt ca. eine halbe Stunde bis er fertig gebacken ist. Wenn der Boden leicht braun wird, ist es soweit. Fertig!

 

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