Der Apfel von der Streuobstwiese: Vitalstoffe for free

Kennst du den Unterschied zwischen einem „konventionellen/herkömmlichen“ Apfel, einem Bio-Apfel bzw. einem Apfel von der naturbelassenen Streuobstwiese?

Es liegen Welten dazwischen!

Nicht nur geschmacklich, auch die Inhaltsstoffe sind in ihrer Intensität sehr unterschiedlich. Demzufolge kann niemand die gesundheitliche Wirkung eines x-beliebigen Apfels genau ermitteln. Das Sprichwort “An apple a day keeps the doctor away!” gilt meiner Meinung nach lediglich für Äpfel aus alten Bauerngärten oder von der naturbelassenen Streuobstwiese.

Aber warum ist der Apfel von der Streuobstwiese so besonders?

Die Unterschiede im Apfelanbau, Lagerung und Lieferketten sowie hunderte Züchtungen hin zum optimalen Apfel lassen schon erahnen, dass dieses Thema sehr komplex ist. Ebenso verhält es sich mit den gesundheitlichen Vorteilen eines Streuobstwiesen-Apfels. Einen Überblick erhältst du in diesem Beitrag.

Alte Apfelsorten und Apfelbäume sind heute sehr wertvoll.

Der “konventionelle/herkömmliche” Apfel aus dem Supermarkt ist ein selektiertes, speziell für den Handel gezüchtetes Produkt. Es gibt nur ein paar gängige, optimierte Sorten. Der moderne Apfel sollte möglichst süß und saftig schmecken. Er muss resistent gegen sämtliche Krankheitserreger sein. Dabei gleicht ein Apfel dem anderen. Sie sind makellos, wachsen in endlosen Monokulturen, teilweise unter Folien und Netzen, werden mit Pestiziden behandelt, unter “Kontrollierter Atmosphäre” kühl gelagert und sehr weit transportiert. 

Der Bio-Apfel hat es da schon wesentlich besser. Zwar werden auch hier selektierte und speziell für den Handel gezüchtete Sorten angebaut. Diese Äpfel werden allerdings nicht mit Pestiziden behandelt. Monokulturen, Netze und Folien können dennoch eingesetzt werden. Die Nachhaltigkeit und Bodenbeschaffenheit hängt stark vom jeweiligen Apfelbauer und der Region ab. 

Es gibt Bio-Apfel-Bauern, die auf einen natürlichen Anbau Wert legen. Neben speziell gezüchteten Sorten finden sich meist auch alte Apfelsorten. Diese Äpfel findest du direkt auf diesen Bauernhöfen, auf regionalen Märkten oder ausgewählten Bioläden. Erkennbar sind diese Äpfel zum Teil an der Größe und der Beschaffenheit der Schale.
Ein Bio-Apfel ist meistens kleiner und hat eine kräftige, teils raue/feste Schale. Zudem verfärben sich alte Apfelsorten beim Anschnitt schneller braun. (Was ein gutes Zeichen ist.)

Noch besser für die Inhaltsstoffe eines Apfels wären jedoch Agroforst-Betriebe. In der Agroforstwirtschaft wird nach den Prinzipien der Permakultur gearbeitet. Diese Unternehmen bauen u.a. Apfelbäume in Mischkultur mit Sträuchern und Kulturgemüse an. Der Boden wird aktiv gestärkt und vielseitig aufgewertet. Alles wächst im ökologischen Gleichgewicht und profitiert voneinander. Gibt’s nicht? Doch aber derzeit nur sehr vereinzelt.  

Aber hey: Wir hier in Mitteleuropa könnten alle unsere Äpfel völlig stressfrei frisch von der Streuobstwiese hinterm Haus aufsammeln – in Bioqualität – kostenfrei – mit und ohne Wurm – sowie den besten gesundheitlichen Vorteilen ever! Und das ist nichts Neues. Unsere Vorfahren wussten, wo die besten Äpfel wuchsen.

Lageräpfel werden gepflückt und sorgfältig kühl gelagert. So halten sich manche Sorten bis in den März/April hinein.

Was macht den Apfel von der Streuobstwiese so besonders?

In jedem alten Garten steht mindestens 1 Apfelbaum. Manchmal finden sich auch alte Apfelbäume in Parkanlagen, verwildert in Hecken oder eben auf Streuobstwiesen. Diese natürlich gewachsenen Apfelbäume sind sämtlichen Standort- und Umwelteinflüssen (Sonne, Wasser, Regen, Wind, Schädlingen) ausgesetzt und müssen sich selbst vor diesen schützen.
Wenn ein Apfel heranreift, werden in ihm diese im Laufe der Zeit gesammelten Informationen, Wirkstoffe und Eigenschaften gespeichert, um sie der kommenden Generation weiterzugeben. Somit enthält der Apfel viele verschiedene Inhaltsstoffe, die auch uns beim Verzehr stärken.

Einem in Monokultur, unter Folie oder Netzen gewachsener Apfel wurde es immer leicht gemacht. Er hat ständig Wasser zur Verfügung, gegen Pilze, Parasiten und Schädlinge gibt es Pestizide und direkte Konkurrenz kennt er auch nicht. Nährstoffe werden künstlich zugefügt, Wind und Sonne kommen durch die dichten Bepflanzungen in den endlosen Plantagen gar nicht überall hin. Der Boden wird seit vielen Jahren einseitig beansprucht.

Eigenschaften eines Streuobst-Apfels

1. Inhaltsstoffe und Nährstoffdichte

  • Polyphenole und sekundäre Pflanzenstoffe: Alte Apfelsorten von Streuobstwiesen sind oft deutlich reicher an Polyphenolen, Flavonoiden und Anthocyanen. Diese wirken antioxidativ, entzündungshemmend und schützen Zellen vor Schäden.
  • Vitamine: Vitamin C, B-Vitamine und Provitamin A sind in beiden Äpfeln enthalten. Streuobstwiesen-Äpfel, die nicht auf Hochglanz getrimmt sind, weisen jedoch oft wesentlich höhere Werte auf, weil sie ohne übermäßige Stickstoffdüngung in Mischkultur langsamer reifen und mehr Abwehrstoffe bilden.
  • Mineralstoffe: Kalium, Magnesium und Spurenelemente sind im Apfel generell reichlich vorhanden. Untersuchungen zeigen, dass Streuobst durch tiefere Wurzeln oft mehr Mineralstoffe aufnehmen kann als Plantagenobst. Der Boden wird nicht überdurchschnittlich beansprucht und Synergien zwischen den Mischkulturen fördern ein breites Spektrum an Mineralstoffen.

2. Unterschiedliche Wachstumsbedingungen

  • Vielfalt statt Monokultur: Auf Streuobstwiesen wachsen Bäume ohne chemisch-synthetische Spritzmittel und oft in Mischbeständen, zudem sind sie meistens schon sehr alt. Dadurch sind sie Stressfaktoren wie Pilzen, Insekten und Umweltfaktoren ausgesetzt. Der Apfel enthält mehr Schutzstoffe, die wiederum auch für den Menschen gesund sind.
  • Bodenleben: Alte Bäume mit tiefem Wurzelwerk sind stark mit dem Bodenmikrobiom vernetzt, was zu einem breiteren Nährstoffspektrum im Apfel führt.
  • Reifeprozess: Streuobstäpfel reifen am Baum bis zur Pflückreife. Supermarktäpfel werden oft früh geerntet und in Kühlhäusern monatelang gelagert, was den Vitamin- und Aromagehalt mindert.

3. Gesundheitliche Vorteile für den Menschen

  • Bessere Verträglichkeit: Manche Menschen, die auf Supermarktäpfel mit Bauchschmerzen reagieren, vertragen alte Sorten deutlich besser. Grund dafür sind die höheren Polyphenolgehalte.
  • Antioxidativer Schutz: Durch die Vielfalt an sekundären Pflanzenstoffen wirken Streuobstwiesen-Äpfel stärker antioxidativ, was Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen und sogar bestimmten Krebsarten vorbeugen kann.
  • Darmgesundheit: Der Ballaststoff Pektin ist in allen Äpfeln reichlich enthalten. Streuobstwiesen-Äpfel, die kleiner und aromatischer sind, bringen aber oft ein komplexeres Zusammenspiel von löslichen und unlöslichen Ballaststoffen mit. Das unterstützt die Darmflora.

Meiner Erfahrung und Meinung nach sind natürlich gewachsene Äpfel reine Vitalstoffbomben in jeglicher Hinsicht. Sie stärken uns, liefern ein breites Spektrum an Vitaminen und Mineralstoffen und verbinden uns mit der Natur und Mutter Erde. Vor allem aber schmecken Sie total lecker.

Aber aufgepasst: Natürlich gibt es einen Qualitäts-Unterschied. Es ist nicht egal ob du einen Apfel in freier Natur, einer Großstadt, an einer befahrenen Straße oder zwischen mit Pestiziden behandelten Feldern aufliest. Auch ein Apfelbaum kann ein zu viel an Umweltgiften nicht wiedergutmachen. Daher sieh genau hin, wo du deine Äpfel sammelst.

Natürlich wachsende Apfelbäume liefern köstliche Früchte mit vielen Vitaminen und weiterten Inhaltsstoffen.

Es lebe die heimische Streuobstwiese

Wir pflegen und genießen eine Streuobstwiese im Selbstversorgergarten. Diese Wiese existiert wahrscheinlich schon ewig. Wir sammeln hier bereits fast 30 Jahre lang Äpfel und andere Früchte auf. In den letzten 20 Jahren pflanzten wir immer wieder neue (alte) Sorten, um die Streuobstwiese zu erhalten. Wir ließen Bäume aus Reisern veredeln, um alte Arten zu bewahren und achteten bei der Sortenauswahl darauf, dass wir uns von Juli bis in den März-April hinein mit frischen Äpfeln versorgen können. 

Einzig im Jahr 2024 gab es durch einen heftigen Spätfrost kaum Obst, sonst können wir uns gut mit Äpfeln, Birnen, Pflaumen und anderen Früchten selbst versorgen. 

Wenn wir ehrlich sind, fallen in guten Jahren zu viele Früchte vom Baum. Wir fahren dann zum Mosten und verteilen gern an Nachbarn und Freunde. Auch stelle ich übriges Obst vor unseren Hof, zum Mitnehmen für vorbei radelnde Touristen. Leider gibt es nicht viele Menschen, die einen natürlich gewachsenen Apfel schätzen können. 

Gewaschene Äpfel für radelnde Touristen und Einheimische zum Mitnehmen, stehen bei uns oft vor dem Hof.

Zukunftsvision für natürliche Äpfel

Viele Menschen fahren in den Wald, um Pilze zu sammeln. Warum planst du nicht auch einen Landausflug zum Äpfelauflesen oder den Besuch eines Bio-Apfelhofes? Ich bin mir sicher, jeder kennt Menschen, die im ländlichen Bereich leben und Apfelbäume im Garten oder eben hinter dem Garten stehen haben. Selbst auf einsamen oder landwirtschaftlich genutzten Wegen gibt es alte, teils verwilderte Apfelbäume. 
Beim wilden Sammeln ist es wichtig, die möglichen Besitzer der Bäume ausfindig zu machen. Fragen kostet nichts. Als Dankeschön freuen sich Besitzer auch über ein nettes Tauschangebot.

Selbst hier bei uns kenne ich mehr als 5 Apfelbäume, die am Wegesrand wild und frei wachsen. Die Äpfel warten nur darauf, gepflückt zu werden.

Auf freien Flächen könnten Gemeinden neue Streuobstwiesen anlegen. Das sieht nicht nur besonders schön aus, es fördert die Gemeinschaft, versorgt alle mit frischem, gesunden Obst und hilft nebenbei der Umwelt.

Wer will da schon einen in Folie verpackten Apfel aus dem Supermarkt essen? Völlig unnötig und gesundheitlich besonders fraglich!

Für mehr Apfelwissen und Verarbeitungsmöglichkeiten schreibe mir gern oder kommentiere diesen Beitrag. Gern kannst du unsere Streuobstwiese auch besuchen kommen, natürlich inkl. Verkostung (Mitte Juli bis März, solange unser Vorrat reicht).

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