Selbstversorgung ohne viel Fläche – Wie du mit Mini-Hochbeet, Mischkultur & Wildkräutern auch im kleinen Garten autark lebst

Ein Gastbeitrag von Ing. Matthias Jünger, MBA, garden-shop.at | 05.06.2025

Foto: Unsplash | Susan (Lewis) Penix (2024)

Neulich habe ich gelesen, dass der durchschnittliche Garten in Österreich gerade einmal 286 m² misst. Und ehrlich gesagt – viele Gärten, die ich kenne, sind noch kleiner. Ein bisschen Rasen, ein paar Stauden, vielleicht ein Hochbeet. Und trotzdem wächst in genau diesen kleinen grünen Oasen oft mehr als man denkt. Es braucht nämlich nicht unbedingt ein riesiges Grundstück, um selbst angebautes Gemüse zu ernten, frische Wildkräuter zu sammeln oder sich ein Stück Unabhängigkeit zurückzuholen. Die Sehnsucht nach Selbstversorgung im kleinen Garten ist real – und sie ist machbar.

Ich selbst habe mit einem alten Mini-Hochbeet angefangen, das mein Onkel aus Restholz zusammengezimmert hat. Keine 60 Zentimeter hoch, keine zwei Meter lang. Damals dachte ich: „Was soll da schon wachsen?“ Heute weiß ich, dass die Mischung aus durchdachter Mischkultur, ein paar wilden Helfern wie Giersch oder Vogelmiere und der richtigen Portion Neugier mehr bringt als viele glauben. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie auch du mit wenig Fläche richtig viel herausholen kannst – ganz ohne Stress und mit einer großen Portion Freude.

Mini-Hochbeete: Kompakt, clever, ertragreich

Mein erstes Mini-Hochbeet war ehrlich gesagt eher ein Provisorium. Vier alte Holzbretter, ein paar Schrauben und viel Optimismus. Ich hatte keine Ahnung von Schichtaufbau oder Drainage. Aber irgendwie wuchs da trotzdem was. Salat, Radieschen, ein paar Erdbeeren. Und mit jeder Saison habe ich dazugelernt: Ein Hochbeet muss nicht riesig sein, um richtig viel abzuwerfen. Gerade wenn der Platz begrenzt ist, lohnt sich diese kompakte Form des Gemüseanbaus – weil sie flexibel ist, rückenfreundlich und durch die Höhe auch noch deutlich ertragreicher als ein klassisches Bodenbeet.

Foto: Matthias Jünger (2024)

Was ich am Mini-Hochbeet liebe? Du kannst es fast überall unterbringen – auf der Terrasse, im Vorgarten, ja selbst auf einem größeren Balkon. Durch die kontrollierte Befüllung hast du direkten Einfluss auf die Bodenqualität. Und genau das macht es so effizient. Wenn du dich an eine gute Anleitung hältst, kannst du deine Pflanzen optimal mit Nährstoffen versorgen – und Unkraut hat’s schwer. Ich habe mittlerweile ein zweites Hochbeet im Einsatz, diesmal mit besserem Holz, durchdachtem Aufbau und sogar einer Abdeckung für Frühjahrsanzuchten.

Kleiner Tipp aus Erfahrung: Denk unbedingt in Etappen. Du musst nicht sofort alles perfekt machen. Starte mit einem Beet, das zu deinem Alltag passt. Ich schichte heute meine Hochbeete mit einer Mischung aus Ästen, Kompost und Erde, so wie man es klassisch kennt – aber ich mixe auch gern mal Wildkräutersamen dazwischen oder stecke einen Ring Knoblauch in die Ecken. Wenig Fläche? Kein Problem. Wenn du smart planst, erntest du über Monate hinweg – und das auf unter zwei Quadratmetern.

Mit Mischkultur zum Maximum: Beetpartner mit Köpfchen

Wenn ich eins über die Jahre gelernt habe, dann das: Pflanzen sind Teamspieler. Manche können sich riechen – andere nicht. Und genau das ist der Zauber der Mischkultur. Ich habe früher gedacht, Mischkultur sei nur was für Profis mit endloser Fläche. Aber die Wahrheit ist: Gerade im kleinen Garten entfaltet sie ihre volle Stärke. Denn wer Platz sparen will, braucht kluge Kombinationen. Und ich verspreche dir, sobald du das Prinzip verstanden hast, wird dein Beet nie wieder einheitlich aussehen.

Bei mir wachsen inzwischen Karotten neben Zwiebeln, Salat unter Tomaten und Tagetes als Duftbarriere gegen ungebetene Gäste. Ich schau dabei immer mal wieder in die Mischkultur Übersicht und entdecke neue Konstellationen. Das Schöne ist: Die richtige Nachbarschaft sorgt nicht nur für weniger Schädlinge, sondern auch für gesündere Pflanzen und bessere Erträge. Es ist ein bisschen wie WG-Leben im Beet – mit klaren Regeln, aber auch Platz für Experimente.

Übrigens: Ich hatte mal den Fehler gemacht, Kohlrabi und Erdbeeren zusammen in ein Mini-Beet zu setzen. Sah hübsch aus, war aber ein Reinfall – die Erdbeeren mickerten und der Kohlrabi ging durch die Decke. Seitdem bin ich vorsichtiger und schau nicht nur auf Platz, sondern auch auf Vorlieben: Licht, Wasser, Wurzelraum. Mit der Zeit kriegt man ein Gefühl dafür. Und irgendwann spürt man fast, ob zwei Pflanzen sich mögen – oder lieber Abstand halten sollten.

Wildkräuter nutzen statt zupfen: Selbstversorgung für Faule

Früher hab ich jedes Fitzelchen Giersch rausgerupft, als wär’s der Feind. Heute streue ich ihn absichtlich ins Beet. Klingt verrückt? Ist aber pure Selbstversorgung – und zwar ohne Aufwand. Viele Wildkräuter wie Vogelmiere, Gänseblümchen, Brennnessel oder eben Giersch sind nicht nur essbar, sondern regelrechte Nährstoffbomben. Und das Beste: Sie wachsen auch dort, wo anderes längst aufgegeben hat. Zwischen Pflasterritzen, am Beetrand oder in der Ecke, wo nie jemand gießt.

Foto: Unsplash | OPPO Find X5 Pro (2022)

Mittlerweile habe ich sogar meine eigene kleine „Wildecke“. Dort lasse ich bewusst wachsen, was sich von selbst ansiedelt. Das ist nicht nur gut für Bienen und Co., sondern auch für meine Küche. Ein Wildkräuterpesto aus Vogelmiere und Löwenzahn schmeckt herrlich nussig – und kostet keinen Cent. Selbstversorgung im kleinen Garten heißt eben nicht immer, dass alles gepflanzt werden muss. Manchmal reicht es, genauer hinzuschauen – und sich mit der Natur zu verbünden, statt gegen sie zu arbeiten.

Wilde Stadtgärten und urbane Möglichkeiten

Ich weiß noch, wie ich in Köln bei einer Freundin auf dem Dach ihrer WG stand – zwischen Sonnenliegen, alten Paletten und einem wackeligen Hochbeet aus Europaletten. Und mittendrin: Mangold, Tomaten, Radieschen, sogar ein kleiner Pfirsichbaum im Topf! Das war mein Aha-Moment. Selbstversorgung im kleinen Garten? Geht auch in der Großstadt, zwischen Betonwänden und Straßenlärm. Seitdem denke ich: Es braucht keinen klassischen Garten – nur ein bisschen Kreativität und Lust am Ausprobieren.

Besonders spannend finde ich, wie viele urbane Gärtner:innen ihre Flächen miteinander teilen. In Gemeinschaftsgärten, Hinterhöfen oder über Nachbarschaftsinitiativen entstehen Mini-Oasen voller Vielfalt. Ich habe mal ein Projekt besucht, bei dem zehn Haushalte ihre Gärten geöffnet haben – jeder mit einem anderen Fokus: einer mit Beerensträuchern, einer mit Kräutern, einer mit Salaten. Ein bisschen wie Tauschbörse in Beetform. Auch vertikale Systeme mit Kisten, Taschen oder Paletten funktionieren super, wenn der Platz knapp ist.

Video 1: SelfBio – Gemüse mitten in der Großstadt anbauen und viel Ernten. Selbstversorgung und Urban Gardening in Köln | YouTube (2023)

Was brauche ich wirklich? Fläche, Zeit, Know-how

„Reicht das überhaupt?“ Diese Frage höre ich ständig – und hab sie mir selbst oft gestellt. Die gute Nachricht: Du brauchst weder einen halben Hektar noch ein Gewächshaus oder zehn freie Stunden pro Woche. Laut einer Einschätzung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung(2) ist schon mit 50 bis 100 m² ein beachtlicher Teil des Gemüsebedarfs einer Familie abdeckbar – bei guter Planung sogar mehr. Und eine Untersuchung von nachhaltigleben.ch(1) zeigt: Wer Mischkultur nutzt, regelmäßig erntet und saisonal denkt, kann selbst auf kleinen Flächen große Erfolge feiern.

Ich habe meinen eigenen Bedarf über die Jahre eingeschätzt – mit einem Mix aus Bauchgefühl, Beobachtung und kleinen Fehlern. Zucchini waren bei mir ein Totalausfall (die wollten mehr Platz, als ich hatte), aber Pflücksalat, Radieschen und Kräuter liefen wie am Schnürchen. Wenn du komplett autark leben willst, brauchst du pro Person grob 160 Quadratmeter Anbaufläche – das ist so der grobe Richtwert. Aber für eine gute Teilversorgung reichen oft schon 60 bis 80 m² völlig aus. Entscheidend ist dabei, wie intensiv du dein Beet nutzt, was du anbaust und wie viel du später einmachen, lagern oder direkt frisch essen möchtest(3). Aber ganz ehrlich? Fang einfach an. Die Erfahrung kommt mit jedem Beet, jedem Rückschlag – und jeder Ernte.

Dein Garten – dein Beitrag zur Selbstversorgung

 Foto: Unsplash | Waleed Baloch (2025)

Du musst nicht gleich in den Selbstversorger-Olymp aufsteigen, um einen Unterschied zu machen. Schon ein paar Hochbeetkästen, etwas Mischkultur-Know-how und ein bisschen wilde Neugier können richtig viel bewirken. Jeder kleine Garten, jede Balkonkräuterecke ist ein Schritt in Richtung Unabhängigkeit – und irgendwie auch ein Statement: „Ich kann das selbst.“ Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, anzufangen, auszuprobieren, dazuzulernen. Und dabei zu entdecken, was dir wirklich schmeckt – und was einfach nicht wachsen will (bei mir bis heute: Auberginen, aber das ist eine andere Geschichte).

Also, egal ob du erst ein paar Pflücksalate anbaust oder schon den dritten Eimer Kompost umschichtest – du bist auf dem richtigen Weg. Mach dein eigenes Ding draus. Und wenn du magst, erzähl in den Kommentaren, wie deine Selbstversorgung im kleinen Garten aussieht. Welche Tricks hast du gelernt? Was hat dich überrascht? Ich bin gespannt – und andere sicher auch.

Quellen

Garden Shop (2025): Wie groß muss ein Selbstversorger Garten sein? https://www.garden-shop.at/selbstversorger-garten/wie-gross-garten/

Carpe Media GmbH (o. J.): Trend Selbstversorger: Wie man auf wenig Platz viel anbauen kann. Nachhaltigleben.ch. https://www.nachhaltigleben.ch/food/selbstversorger-wie-man-auf-wenig-platz-moeglichst-viel-anbaut-3087

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (2023): So gelingt die Selbstversorgung aus dem eigenen Garten. https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/230309_Eigener_Garten.html


Kurzporträt des Autors

Matthias Jünger gärtnert mit Herz und Händen – am liebsten auf kleinem Raum. Als Betreiber von Garden-Shop.at hat er täglich mit Erde, Samen und Ideen zu tun – und glaubt fest daran, dass wahre Selbstversorgung nicht mit der Gartengröße beginnt, sondern mit der Entscheidung, loszulegen. Angefangen hat bei ihm alles mit einem alten Balkonkasten, etwas Pflücksalat und seinem Sohn Noah, der beim ersten Ernten über beide Backen gestrahlt hat. Seitdem ist viel gewachsen – nicht nur im Beet, sondern auch im Kopf.

Heute steht Matthias für eine alltagstaugliche, bodenständige Form der Selbstversorgung, die weder dogmatisch noch kompliziert ist. In seinen Texten verbindet er persönliche Anekdoten mit praktischen Tipps, teilt Erfolge und Fehler gleichermaßen – immer mit einem offenen Blick für das, was auch auf wenigen Quadratmetern möglich ist. Ob Mini-Hochbeet, Mischkultur oder Wildkräuter in der Hofecke: Für ihn beginnt das echte Leben mit Erde an den Fingern, Sonne im Gesicht – und der Freude, etwas selbst wachsen zu sehen.


Aktuelle Beiträge

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An apple a day: Vitalisierende Grüne-Wildkräuter-Smoothies

Nicht nur ein Apfel am Tag trägt zur gesunden Ernährung bei, auch Grüne Smoothies mit wertvollen Wildkräutern und Blattgrün aus dem Selbstversorgergarten fördern Gesundheit und Wohlbefinden.

Gerade jetzt im zeitigen Frühjahr sprießen die essbaren Wildpflanzen im Verhältnis zum Kulturgemüse sehr viel schneller und üppiger. Beide sind enorm nährstoffreich und liefern Energie und Power für einen aktiven Start in den Frühling.

Dank der Permakultur in meinem Garten wachsen beide, Kulturgemüse und Wildkräuter, direkt beieinander. Kurze Wege also, um schnell die Zutaten für einen leckeren Wildkräuter-Smoothie zu sammeln.

Mögliches Blattgrün aus dem Selbstversorgergarten im zeitigen Frühjahr:

  • Blattkohl (verschiedene Grünkohl-Sorten, Winteranbau)
  • frische Spinatblätter (Herbstaussaat)
  • Kräuter aus dem Kräutergarten (z.B. Pimpinelle)
  • nachgewachsenes Möhrenlaub

Erste Wildkräuter aus dem Selbstversorgergarten

  • junge Löwenzahn-Blätter (später auch Knospen- und Löwenzahn-Blüten)
  • Gänseblümchen-Blüten und -Blätter
  • Giersch
  • erste zarte Blätter der Schafgarbe
  • rote Taubnessel
  • jede Menge üppig wachsende Vogelmiere

Rezept für einen vitalisierenden Frühlings-Smoothie für 2 Portionen

  • 1–2 Handvoll Blattgrün (Kulturgemüse)
  • 1–2 Handvoll essbare Wildpflanzen
  • 1 kleiner Apfel
  • 1 kleine Banane oder 1/2 Mango
  • etwas Zitronensaft
  • ein kleines Stück Ingwer

Die Zutaten werden zusammen mit 200 bis 300 ml kaltem Wasser cremig gemixt.

Sammle nur Wildkräuter, die du auch wirklich kennst. Welche Wildkräuter du im heimischen Garten anbauen und verwenden kannst, lernst du bei einem meiner Heilkräuter-Führungen direkt im Selbstversorgergarten im Spreewald.

Wildkräuter im eigenen Garten: Gesundheitliche Vorteile

Egal ob ergänzend zum Kulturgemüse oder als primäre Nährstoffquelle, Wildkräuter können wertvolle gesundheitliche Vorteile bieten. Sie stärken das Immunsystem und unterstützen den Körper bei der Abwehr von Krankheiten. Sie sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien.

Vogelmiere enthält beispielsweise viel Vitamin C und Eisen, was für die Blutbildung und den Energiestoffwechsel wichtig ist.

Giersch gilt als Gärtnerschreck und wird meist mit allen Mitteln bekämpft. Dabei hat er entzündungshemmende Eigenschaften und kann bei Gelenkbeschwerden und Rheuma lindernd wirken. Sein Geschmack erinnert an Petersilie oder Sellerie und kann ebenso in der Küche verwendet werden.

Löwenzahn ist ziemlich bitter. Aber genau diese Bitterstoffe benötigt der Körper um zu entgiften und die Verdauung in Schwung zu bringen. Er unterstützt die Leber sowie die Darmgesundheit.

Gänseblümchen liefern fast das ganze Jahr über leckere Blüten und Blätter. Sie sind voller Mineralstoffe und Vitamine, die das Immunsystem stärken. Zudem wird das Gänseblümchen bei Erkältungskrankheiten heilkundlich eingesetzt, da es schleimlösend wirkt.

Es sind aber auch die Ballaststoffe und sekundären Pflanzenstoffe, die Wildkräuter zu einem wertvollen Lebensmittel machen. Zusammen mit einem Apfel und anderen reifem Obst sowie wertvollem Blattgemüse aus dem Garten passen essbare Wildpflanzen prima in jede bewusste Ernährung.

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Weitere Rezepte mit Wildkräutern

Weitere Beiträge

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Gesunde Sprossen: Selbstversorgung aus dem Zimmergarten

Besonders in den Wintermonaten, wenn frisches Gemüse und Wildkräuter rar sind, benötigen wir nährstoff- und vitaminreiche Lebensmittel. Diese erhalten wir jedoch selten im normalen Einzelhandel. Einfacher ist es, sich mit Sprossen, Microgreens und Keimlingen selbst zu versorgen.

Egal ob Nüsse, Getreidekörner oder Samen, alles kann aktiviert und zum Leben erweckt werden. Dabei passieren viele nützliche Prozesse. Durch Wasser, Sauerstoff, Wärme und Licht quellen die Samen auf und beginnen zu wachsen. Schlummernde Enzyme werden aktiviert und der Nährstoffgehalt erhöht sich. Nicht zuletzt entsteht wertvolles Chlorophyll. Insgesamt nimmt die Bioverfügbarkeit zu, sodass all die guten Inhaltsstoffe wesentlich besser von unserem Körper aufgenommen werden können.

Die enzymreichen Sprossen und Microgreens sind zudem giftfrei und du kannst sie preisgünstig und energiesparend bei dir Zuhause anbauen. Für den Sprossen-Anbau benötigst du 3 bis 7 Tage und für Microgreens ca. 7 bis 10 Tage Zeit, bis du sie genießen kannst.

Einfacher Einstieg mit Radieschen-Sprossen

Für den Anfang reicht es, wenn Du dir ein größeres Glas und ein Sieb bereitstellst. Idealerweise verwendest du Sprossengläser mit passenden Siebaufsätzen. Die solltest du dir allerdings erst anschaffen, wenn du Gefallen an der Sprossenzucht gefunden hast.

Du verwendest am besten Samen, die für die Sprossenzucht geeignet sind. Diese erhältst du bei Bio-Online-Händlern, in Reformhäusern oder im Biomarkt. Samen für den Gartenanbau können unter Umständen mit unerwünschten Stoffen behandelt sein. Diese sind für den Sprossenanbau ungeeignet.

1. Schritt: Einweichen der Samen

Du verwendest 1-2 Esslöffel voll Samen für ein größeres Glas. Am Abend weichst du die Samen mit ausreichend Wasser in das dafür bereitgestellte Glas bis zum kommenden Morgen ein.

2. Schritt: Spülen der Samen 1.-3. Tag

An den folgenden Tagen spülst du die Keimlinge morgens und abends mit frischem, kaltem Wasser und gießt sie durch ein feines Sieb. Lass die gekeimten Samen abtropfen und stelle das Sprossenglas an einen hellen, warmen Platz. Stülpe das Sieb als Abdeckung über das Glas.

3. Schritt: Das Sprossen-Bad

Je nachdem wie schnell deine Sprossen wachsen, kannst du sie ab dem 3. oder 4. Tag in eine Schüssel mit kaltem Wasser geben. Darin entwirrst du sie und schöpfst die Samenhülsen ab. Lass die gebadeten Sprossen in einem Sieb abtropfen und gib sie in das ausgespülte, saubere Glas zurück.

Du solltest immer auf Sauberkeit achten. Damit sich unerwünschte Keime nicht vermehren, ist ein Ausspülen des Glases und Siebes auch zwischendurch mit heißem oder kochendem Wasser sinnvoll. Verwende keine Spülmittel.

4. Schritt: Wachsen lassen

Ab dem 4. Tag sind die kleinen Blättchen schon zu erkennen. Sie werden jetzt größer und bilden Chlorophyll. Stell das Sprossenglas daher hell, aber setze es nicht der puren Sonne aus. Du kannst bereits jetzt Sprossen aus dem Glas für deine Gerichte verwenden.

5. Sprossen-Ernte

Lass deine übrigen Sprossen ab dem 5. bis zum 7. Tag noch weiter mit dem 2 x täglichen Spülen wachsen. Nach 7 Tagen badest du sie ein letztes Mal und lässt sie abtropfen. Anschließend kommen Sie in eine verschließbare Dose in den Kühlschrank. Dort halten sie sich noch einige, aber wenige Tage.

Wann sind Sprossen schlecht?

Immer dann, wenn die Sprossen bräunlich aussehen oder ein unangenehmer Geruch von ihnen ausgeht, solltest du die Sprossen nicht mehr essen. Frische Sprossen sind hingegen knackig und frisch. Sie riechen angenehm und zum Teil würzig.

Wann entsteht Schimmel?

Bevor Sprossen im Glas schimmeln, faulen sie schon einige Zeit vor sich hin. Das siehst und vor allem riechst du.

Es gibt hingegen Sprossen, die sehr feine Wurzelhärchen ausbilden. Dazu gehören vor allem die Radieschen– und Rettichsorten. Was im Glas aussieht, als würde es weiß schimmeln, sind in Wirklichkeit feine Wurzeln.

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Welche Sprossen eignen sich für Anfänger?

Radieschen- und Rettichsprossen sind sehr robust und keimen schnell und unkompliziert. Es gibt sie in verschiedenen Sorten und Farben.

Ebenso einfach kannst du Sprossen aus Linsen und Mungbohnen ziehen. Beide können im Glas keimen. Besser und größer werden die Keimlinge allerdings, wenn sie dunkel keimen. Dazu gibst du die Samen in ein Keramikschüsselchen und deckst sie nach dem Spülen und Abtropfen mit einem kleinen Teller ab. Die Samen für Linsen und Mungbohnen-Sprossen kannst du aus dem Bioladen verwenden, also jene, die zum Kochen angeboten werden.
Mungbohnen-Sprossen können roh nach dem 4. Tag genossen werden und bleiben bis zuletzt abgedeckt. Sie eignen sich für Salate und Wok-Gerichte.
Nach dem ersten Keimen der Linsen-Sprossen, wachsen die Linsen in einem Sprossenglas weiter. Du kannst sie einzeln ebenfalls roh nach dem 4. Tag snacken. Möchtest du eine größere Portion verarbeiten, solltest du sie kurz in kochendem Wasser blanchieren (3 Minuten). Anschließend sind sie gekühlt besser haltbar.

Empfehlen kann ich ebenfalls Alfalfa- und Rotklee-Sprossen. Die Samen sind viel kleiner. Die entstehende Masse Sprossen ist allerdings gigantisch. Bleibe also bei 1-2 EL Samen pro Glas und lass die Sprossen mindestens 7 Tage lang wachsen. Beide Sprossenarten sind sehr mild und schmecken einfach nur erfrischend.

Sprossenvielfalt

Im Handel werden viele Sprossen-Sorten und Mischungen angeboten. Teste dich heran und finde deine Lieblingssorten. Für die Selbstversorgung reicht es in der Regel, wenn 2 bis 3 Sprossengläser im wechselnden Rhythmus für Sprossennachwuchs angesetzt werden.

Weitere Beiträge zum Radieschen

Radieschen als Markierungssaat
Radieschen unter Glas und Folie
Radieschenblätter-Pesto

Weitere Beiträge

Kreative Permakultur

Eine Wildobst-Hecke entsteht

Hecken sind wichtige Lebensräume, sogenannte strauchige Kulturbiotope. Es gibt allerdings kaum noch Naturhecken im eigentlichen Sinne. Unsere heutigen Hecken sind meist gradlinige Mono-Pflanzungen in Wohngebieten. Große Naturhecken waren ursprünglich zur Abgrenzung und zum Schutz angelegt worden. Sie bestanden aus bis zu drei Reihen Sträuchern und vereinzelten Bäumen. Natur- und Nutz-Hecken waren wichtiger Bestandteil des naturnahen Lebens. Sie lieferten wertvolle Nahrung und Baumaterialien zugleich.

In der heutigen Zeit wären solche großen bunten Hecken ein Seegen. Tiere und Pflanzen aller Art fänden einen Lebensraum, Nahrung und Schutz. Auch wir Menschen würden von Naturhecken nur profitieren. Sie versorgen uns mit verschiedensten Obst- und Wildobstsorten sowie wertvollen Wildkräutern und verbessern unser Klima im Kleinen und Großen.

Fasziniert von dieser Idee entstand im Herbst 2020 mein Plan eine Wildobst-Hecke anzulegen. Dabei flossen Gedanken aus der Permakultur, Klimaschutz und Vielfalt ineinander.

Die Hecke ist aktuell knapp 40 Meter lang und am Boden etwas über einen Meter breit. Angelegt hatte ich sie im Winterhalbjahr. Im Frühjahr pflanzte ich essbare Obst und Wildobst-Bäume sowie Sträucher. Ziel dieser Hecke soll es sein, einen Bereich zu schaffen, der „wild“ wachsen darf, der mich und meine Familie mit vielen Obst- und Wildobstsorten versorgt. Zudem soll die Permakultur-Hecke Lebensraum für Vögel, Insekten und Kleintiere werden. Auf einem bisher sehr sonnigen und trocknen Teil des Gartens entsteht somit ein Schattenbereich, der das Klima des Gartens in heißen Sommern und rauen Wintern nachhaltig schützt.

Vier selbst gezogene Pfirsichbäume und ein mittelstämmiger Klarapfelbaum, der bereits seine vollständige Größe erreicht hat, sowie ältere Beerensträucher bildeten den Anfang der Hecke. Neu pflanzte ich eine Eberesche und schwarzen Holunder. Als weitere hohe Sträucher kamen Haselnuss, Schlehe, Weißdorn, Hagebutte, wilder Flieder und Felsenbirne dazu. Im niederen Bereich finden sich unzählige Johannisbeersträucher, Stachelbeeren und Himbeeren. Zudem pflanzte ich einige Rhabarberstauden und Topinambur.

Um die Hecke bereits im ersten Jahr zu begrünen, wachsen u.a. Pfefferminze, Ringelblumen, Kapuzinerkresse und Kürbisse in dieser Hecke. Auch Kartoffeln habe ich unter die dicke Mulchschicht gelegt und Tomaten wild wachsen lassen. Dadurch, dass der Streifen aus groben Kompost und Mulchmaterial angelegt wurde, wachsen auch viele selbstausgesamte Pflanzen in der Hecke, wie Grünkohl und Salate. Beikräuter musste ich von Zeit zu Zeit entfernen, einige durften jedoch bleiben. Schafgarbe, Sauerampfer, Löwenzahn und Spitzwegerich wachsen recht üppig. Sonnenblumen fühlen sich ebenfalls sehr wohl. Jetzt blüht sogar die Cosmea, im Mai leuchtete die Hecke blau und rot von unzähligen Korn- und Mohnblumen.

Leichtes Anlegen einer Permakultur-Hecke

Grasnarbe ausstechen ist nicht so mein Ding. Ich hatte im Herbst einfach die grünen Abfälle aus meinem Garten auf der geplanten Fläche ausgelegt, ca. 20-30 cm dick. Für die Umrandung der Hecke nutzte ich altes Holz eines abgerissenen Bauernhauses. Es funktioniert auch mit dicken Ästen, Baumstämmen, alten Ziegeln, Steinen oder anderen Begrenzungsmaterialien. Es kann theoretisch auch ganz darauf verzichtet werden. Auf die Gartenabfälle verteilten wir im Winterhalbjahr grob verrotteten Kompost und deckten das ganze mit einer Mulchschicht aus Rasenschnitt und Laub zu. Über den Winter fiel die Schicht aus Pflanzenmaterialien und Erde zusammen, so dass sie nur noch ca. 10-15 cm höher ist als der ursprüngliche Boden. Die Idee dazu kam mir in Abwandlung zu meinen Hügelbeeten, die ich ähnlich anlege.

Im Frühjahr bepflanzte ich die Hecke in einem Mix aus hohen und niedrigen Elementen. Die Sträucher und Bäume selbst stehen in einer Reihe mit einem Abstand von 1 bis 1,5 m. Die Bäume haben größere Abstände, die kleinen Sträucher weniger. Was benötigt Sonne, welcher Strauch fühlt sich im Schatten oder Halbschatten wohl? Was wächst unter Bäumen? Wer aufmerksam durch die Natur marschiert, bekommt ein gutes Gespür dafür. Die Pflanzlöcher hub ich großzügig aus und reicherte die Erde mit Kompost an. Alle neu gepflanzten Sträucher und Bäume erhielten einen Gießrand.

Erste Erkenntnisse und Zukunft der Hecke

In den kommenden Jahren wird die Hecke nach Osten hin erweitert. Sie wird breiter werden und eine weitere Reihe an Bäumen und Sträuchern ist in Planung. Meine Ideen gehen in Richtung einheimische Wildobstsorten.

Die Beikrautentwicklung ist am Anfang sehr stark. Daher ist eine gute Mulchschicht sehr wichtig. Das Beikraut hatte ich eine ganze Weile aufgrund von Zeitmangel stehen lassen. Bisher haben sich daraus aber keine Nachteile ergeben.

Die alten Pfirsichbäume und Beerensträucher, die vorher auf der Wiese wuchsen, erhielten durch die Heckeneinfassung einen enormen Wachstumsschub. Ich bin mir nicht sicher, ob dies mit mehr Bewässerung oder aber aufgrund des besseren Bodens zustande kam. Sicherlich sind beides Vorteile die das Wachstum anregen, damit gerechnet hatte ich allerdings nicht. Umso erfreulicher sind jetzt im Herbst wesentlich größere Pfirsiche und Bäume mit viel Blattgrün. Auch die alten Beerensträucher sind erheblich gewachsen und hatten mehr Beeren als in den letzten Jahren.

Der Boden in der Hecke ist sehr gut. Noch ist ein kleiner Rest der Grasnarbe und der Gründüngung beim Graben zu erkennen. Darüber und darunter ist die Erde locker und sehr humos. Es finden sich viele Regenwürmer und allerhand anderer Krabbeltierchen darin. Der alte Rasen wächst nicht durch. Wenn sich Rasenpflanzen zeigen, wachsen sie oberhalb in der Mulchschicht oder vom Rand her rein.

Weitere Projekte

Auf einer Wiese, ehemals eine Ackerfläche hinter einer Scheune, vertrocknet jedes Jahr das Gras. Die Sonne brennt hier erbarmungslos alles nieder und die Hitze steht förmlich auf dem Platz. Zeit etwas zu ändern. Im Frühjahr pflanzten wir hier drei Bäume, die in vielen Jahren einmal Schatten spenden sollen. Mit dabei ist ein großer Süßkirschbaum, eine Sauerkirsche und eine Hauspflaume. Damit die jungen Bäume nicht so allein auf der sonnengeplagten Fläche stehen, entwarf ich überdimensionale Baumscheiben. Diese haben einen Durchmesser in etwa der zukünftigen Baumkrone der Bäume. Ich legte sie genauso wie die Permakultur-Hecke aus einer Schicht Gartenabfälle/Gründüngung und Komposterde sowie einer dicken Mulchschicht an. An den Rand pflanzte ich kleine Beerensträucher.

Im Gegensatz zur Hecke sollen hier zukünftig eher Stauden und Blumen wachsen. Ich legte Bereiche für verschiedenfarbige Schafgarbe, Phlox und Indianernessel an. Die Lücken füllte ich in diesem Jahr mit Tomaten, Zucchini, Kürbissen und Mais. Eines der Rondells sollte eine Art Indianerbeet werden. Das Beikraut tat sein übriges, so dass hier kleine Biotope entstanden. Der einzige Nachteil aller drei Rondells ist, die sich massenhaft ausbreitende Ackerwinde. Diese muss ich die kommenden Jahre versuchen in Schach zu halten, sonst wuchert sie mir über alle Pflanzen drüber hinweg.

Im Pflanzwahn

Gerne würde ich weitere Flächen bepflanzen. Einige Ideen schlummern auch schon in meinem Kopf. Es steht immer wieder die Frage im Raum: Wie willst Du das alles schaffen? Die Permakutlur-Hecke hat mir bereits gezeigt, dass ein geringer Einsatz an Mitteln und Arbeitskraft möglich ist, um viel zu erreichen. Auch wenn die Sträucher und Bäume noch sehr klein sind, stellt sich bereits jetzt ein fröhliches miteinander ein. Ich hoffe, dass sich der anfängliche Aufwand im späteren Verlauf aufwiegt. So dass wesentlich mehr Nutzen aus der Hecke gezogen werden kann als Arbeitsleistung hineinfließt.

Permakultur heißt: Ein Ökosystem zu schaffen, welches sich selbst erhalten kann. Dazu ist es wichtig, mit der Natur in Verbindung zu treten, die Gegebenheiten zu nutzen und Vorteile zu erkennen und anzuwenden. Vielfalt hat für mich einen sehr hohen Stellenwert. Vielfalt nährt uns, Vielfalt hält uns, unsere Umwelt und Böden gesund.

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