Gesunde Sprossen: Selbstversorgung aus dem Zimmergarten

Besonders in den Wintermonaten, wenn frisches Gemüse und Wildkräuter rar sind, benötigen wir nährstoff- und vitaminreiche Lebensmittel. Diese erhalten wir jedoch selten im normalen Einzelhandel. Einfacher ist es, sich mit Sprossen, Microgreens und Keimlingen selbst zu versorgen.

Egal ob Nüsse, Getreidekörner oder Samen, alles kann aktiviert und zum Leben erweckt werden. Dabei passieren viele nützliche Prozesse. Durch Wasser, Sauerstoff, Wärme und Licht quellen die Samen auf und beginnen zu wachsen. Schlummernde Enzyme werden aktiviert und der Nährstoffgehalt erhöht sich. Nicht zuletzt entsteht wertvolles Chlorophyll. Insgesamt nimmt die Bioverfügbarkeit zu, sodass all die guten Inhaltsstoffe wesentlich besser von unserem Körper aufgenommen werden können.

Die enzymreichen Sprossen und Microgreens sind zudem giftfrei und du kannst sie preisgünstig und energiesparend bei dir Zuhause anbauen. Für den Sprossen-Anbau benötigst du 3 bis 7 Tage und für Microgreens ca. 7 bis 10 Tage Zeit, bis du sie genießen kannst.

Einfacher Einstieg mit Radieschen-Sprossen

Für den Anfang reicht es, wenn Du dir ein größeres Glas und ein Sieb bereitstellst. Idealerweise verwendest du Sprossengläser mit passenden Siebaufsätzen. Die solltest du dir allerdings erst anschaffen, wenn du Gefallen an der Sprossenzucht gefunden hast.

Du verwendest am besten Samen, die für die Sprossenzucht geeignet sind. Diese erhältst du bei Bio-Online-Händlern, in Reformhäusern oder im Biomarkt. Samen für den Gartenanbau können unter Umständen mit unerwünschten Stoffen behandelt sein. Diese sind für den Sprossenanbau ungeeignet.

1. Schritt: Einweichen der Samen

Du verwendest 1-2 Esslöffel voll Samen für ein größeres Glas. Am Abend weichst du die Samen mit ausreichend Wasser in das dafür bereitgestellte Glas bis zum kommenden Morgen ein.

2. Schritt: Spülen der Samen 1.-3. Tag

An den folgenden Tagen spülst du die Keimlinge morgens und abends mit frischem, kaltem Wasser und gießt sie durch ein feines Sieb. Lass die gekeimten Samen abtropfen und stelle das Sprossenglas an einen hellen, warmen Platz. Stülpe das Sieb als Abdeckung über das Glas.

3. Schritt: Das Sprossen-Bad

Je nachdem wie schnell deine Sprossen wachsen, kannst du sie ab dem 3. oder 4. Tag in eine Schüssel mit kaltem Wasser geben. Darin entwirrst du sie und schöpfst die Samenhülsen ab. Lass die gebadeten Sprossen in einem Sieb abtropfen und gib sie in das ausgespülte, saubere Glas zurück.

Du solltest immer auf Sauberkeit achten. Damit sich unerwünschte Keime nicht vermehren, ist ein Ausspülen des Glases und Siebes auch zwischendurch mit heißem oder kochendem Wasser sinnvoll. Verwende keine Spülmittel.

4. Schritt: Wachsen lassen

Ab dem 4. Tag sind die kleinen Blättchen schon zu erkennen. Sie werden jetzt größer und bilden Chlorophyll. Stell das Sprossenglas daher hell, aber setze es nicht der puren Sonne aus. Du kannst bereits jetzt Sprossen aus dem Glas für deine Gerichte verwenden.

5. Sprossen-Ernte

Lass deine übrigen Sprossen ab dem 5. bis zum 7. Tag noch weiter mit dem 2 x täglichen Spülen wachsen. Nach 7 Tagen badest du sie ein letztes Mal und lässt sie abtropfen. Anschließend kommen Sie in eine verschließbare Dose in den Kühlschrank. Dort halten sie sich noch einige, aber wenige Tage.

Wann sind Sprossen schlecht?

Immer dann, wenn die Sprossen bräunlich aussehen oder ein unangenehmer Geruch von ihnen ausgeht, solltest du die Sprossen nicht mehr essen. Frische Sprossen sind hingegen knackig und frisch. Sie riechen angenehm und zum Teil würzig.

Wann entsteht Schimmel?

Bevor Sprossen im Glas schimmeln, faulen sie schon einige Zeit vor sich hin. Das siehst und vor allem riechst du.

Es gibt hingegen Sprossen, die sehr feine Wurzelhärchen ausbilden. Dazu gehören vor allem die Radieschen– und Rettichsorten. Was im Glas aussieht, als würde es weiß schimmeln, sind in Wirklichkeit feine Wurzeln.

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Welche Sprossen eignen sich für Anfänger?

Radieschen- und Rettichsprossen sind sehr robust und keimen schnell und unkompliziert. Es gibt sie in verschiedenen Sorten und Farben.

Ebenso einfach kannst du Sprossen aus Linsen und Mungbohnen ziehen. Beide können im Glas keimen. Besser und größer werden die Keimlinge allerdings, wenn sie dunkel keimen. Dazu gibst du die Samen in ein Keramikschüsselchen und deckst sie nach dem Spülen und Abtropfen mit einem kleinen Teller ab. Die Samen für Linsen und Mungbohnen-Sprossen kannst du aus dem Bioladen verwenden, also jene, die zum Kochen angeboten werden.
Mungbohnen-Sprossen können roh nach dem 4. Tag genossen werden und bleiben bis zuletzt abgedeckt. Sie eignen sich für Salate und Wok-Gerichte.
Nach dem ersten Keimen der Linsen-Sprossen, wachsen die Linsen in einem Sprossenglas weiter. Du kannst sie einzeln ebenfalls roh nach dem 4. Tag snacken. Möchtest du eine größere Portion verarbeiten, solltest du sie kurz in kochendem Wasser blanchieren (3 Minuten). Anschließend sind sie gekühlt besser haltbar.

Empfehlen kann ich ebenfalls Alfalfa- und Rotklee-Sprossen. Die Samen sind viel kleiner. Die entstehende Masse Sprossen ist allerdings gigantisch. Bleibe also bei 1-2 EL Samen pro Glas und lass die Sprossen mindestens 7 Tage lang wachsen. Beide Sprossenarten sind sehr mild und schmecken einfach nur erfrischend.

Sprossenvielfalt

Im Handel werden viele Sprossen-Sorten und Mischungen angeboten. Teste dich heran und finde deine Lieblingssorten. Für die Selbstversorgung reicht es in der Regel, wenn 2 bis 3 Sprossengläser im wechselnden Rhythmus für Sprossennachwuchs angesetzt werden.

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Kreative Permakultur

Eine Wildobst-Hecke entsteht

Hecken sind wichtige Lebensräume, sogenannte strauchige Kulturbiotope. Es gibt allerdings kaum noch Naturhecken im eigentlichen Sinne. Unsere heutigen Hecken sind meist gradlinige Mono-Pflanzungen in Wohngebieten. Große Naturhecken waren ursprünglich zur Abgrenzung und zum Schutz angelegt worden. Sie bestanden aus bis zu drei Reihen Sträuchern und vereinzelten Bäumen. Natur- und Nutz-Hecken waren wichtiger Bestandteil des naturnahen Lebens. Sie lieferten wertvolle Nahrung und Baumaterialien zugleich.

In der heutigen Zeit wären solche großen bunten Hecken ein Seegen. Tiere und Pflanzen aller Art fänden einen Lebensraum, Nahrung und Schutz. Auch wir Menschen würden von Naturhecken nur profitieren. Sie versorgen uns mit verschiedensten Obst- und Wildobstsorten sowie wertvollen Wildkräutern und verbessern unser Klima im Kleinen und Großen.

Fasziniert von dieser Idee entstand im Herbst 2020 mein Plan eine Wildobst-Hecke anzulegen. Dabei flossen Gedanken aus der Permakultur, Klimaschutz und Vielfalt ineinander.

Die Hecke ist aktuell knapp 40 Meter lang und am Boden etwas über einen Meter breit. Angelegt hatte ich sie im Winterhalbjahr. Im Frühjahr pflanzte ich essbare Obst und Wildobst-Bäume sowie Sträucher. Ziel dieser Hecke soll es sein, einen Bereich zu schaffen, der „wild“ wachsen darf, der mich und meine Familie mit vielen Obst- und Wildobstsorten versorgt. Zudem soll die Permakultur-Hecke Lebensraum für Vögel, Insekten und Kleintiere werden. Auf einem bisher sehr sonnigen und trocknen Teil des Gartens entsteht somit ein Schattenbereich, der das Klima des Gartens in heißen Sommern und rauen Wintern nachhaltig schützt.

Vier selbst gezogene Pfirsichbäume und ein mittelstämmiger Klarapfelbaum, der bereits seine vollständige Größe erreicht hat, sowie ältere Beerensträucher bildeten den Anfang der Hecke. Neu pflanzte ich eine Eberesche und schwarzen Holunder. Als weitere hohe Sträucher kamen Haselnuss, Schlehe, Weißdorn, Hagebutte, wilder Flieder und Felsenbirne dazu. Im niederen Bereich finden sich unzählige Johannisbeersträucher, Stachelbeeren und Himbeeren. Zudem pflanzte ich einige Rhabarberstauden und Topinambur.

Um die Hecke bereits im ersten Jahr zu begrünen, wachsen u.a. Pfefferminze, Ringelblumen, Kapuzinerkresse und Kürbisse in dieser Hecke. Auch Kartoffeln habe ich unter die dicke Mulchschicht gelegt und Tomaten wild wachsen lassen. Dadurch, dass der Streifen aus groben Kompost und Mulchmaterial angelegt wurde, wachsen auch viele selbstausgesamte Pflanzen in der Hecke, wie Grünkohl und Salate. Beikräuter musste ich von Zeit zu Zeit entfernen, einige durften jedoch bleiben. Schafgarbe, Sauerampfer, Löwenzahn und Spitzwegerich wachsen recht üppig. Sonnenblumen fühlen sich ebenfalls sehr wohl. Jetzt blüht sogar die Cosmea, im Mai leuchtete die Hecke blau und rot von unzähligen Korn- und Mohnblumen.

Leichtes Anlegen einer Permakultur-Hecke

Grasnarbe ausstechen ist nicht so mein Ding. Ich hatte im Herbst einfach die grünen Abfälle aus meinem Garten auf der geplanten Fläche ausgelegt, ca. 20-30 cm dick. Für die Umrandung der Hecke nutzte ich altes Holz eines abgerissenen Bauernhauses. Es funktioniert auch mit dicken Ästen, Baumstämmen, alten Ziegeln, Steinen oder anderen Begrenzungsmaterialien. Es kann theoretisch auch ganz darauf verzichtet werden. Auf die Gartenabfälle verteilten wir im Winterhalbjahr grob verrotteten Kompost und deckten das ganze mit einer Mulchschicht aus Rasenschnitt und Laub zu. Über den Winter fiel die Schicht aus Pflanzenmaterialien und Erde zusammen, so dass sie nur noch ca. 10-15 cm höher ist als der ursprüngliche Boden. Die Idee dazu kam mir in Abwandlung zu meinen Hügelbeeten, die ich ähnlich anlege.

Im Frühjahr bepflanzte ich die Hecke in einem Mix aus hohen und niedrigen Elementen. Die Sträucher und Bäume selbst stehen in einer Reihe mit einem Abstand von 1 bis 1,5 m. Die Bäume haben größere Abstände, die kleinen Sträucher weniger. Was benötigt Sonne, welcher Strauch fühlt sich im Schatten oder Halbschatten wohl? Was wächst unter Bäumen? Wer aufmerksam durch die Natur marschiert, bekommt ein gutes Gespür dafür. Die Pflanzlöcher hub ich großzügig aus und reicherte die Erde mit Kompost an. Alle neu gepflanzten Sträucher und Bäume erhielten einen Gießrand.

Erste Erkenntnisse und Zukunft der Hecke

In den kommenden Jahren wird die Hecke nach Osten hin erweitert. Sie wird breiter werden und eine weitere Reihe an Bäumen und Sträuchern ist in Planung. Meine Ideen gehen in Richtung einheimische Wildobstsorten.

Die Beikrautentwicklung ist am Anfang sehr stark. Daher ist eine gute Mulchschicht sehr wichtig. Das Beikraut hatte ich eine ganze Weile aufgrund von Zeitmangel stehen lassen. Bisher haben sich daraus aber keine Nachteile ergeben.

Die alten Pfirsichbäume und Beerensträucher, die vorher auf der Wiese wuchsen, erhielten durch die Heckeneinfassung einen enormen Wachstumsschub. Ich bin mir nicht sicher, ob dies mit mehr Bewässerung oder aber aufgrund des besseren Bodens zustande kam. Sicherlich sind beides Vorteile die das Wachstum anregen, damit gerechnet hatte ich allerdings nicht. Umso erfreulicher sind jetzt im Herbst wesentlich größere Pfirsiche und Bäume mit viel Blattgrün. Auch die alten Beerensträucher sind erheblich gewachsen und hatten mehr Beeren als in den letzten Jahren.

Der Boden in der Hecke ist sehr gut. Noch ist ein kleiner Rest der Grasnarbe und der Gründüngung beim Graben zu erkennen. Darüber und darunter ist die Erde locker und sehr humos. Es finden sich viele Regenwürmer und allerhand anderer Krabbeltierchen darin. Der alte Rasen wächst nicht durch. Wenn sich Rasenpflanzen zeigen, wachsen sie oberhalb in der Mulchschicht oder vom Rand her rein.

Weitere Projekte

Auf einer Wiese, ehemals eine Ackerfläche hinter einer Scheune, vertrocknet jedes Jahr das Gras. Die Sonne brennt hier erbarmungslos alles nieder und die Hitze steht förmlich auf dem Platz. Zeit etwas zu ändern. Im Frühjahr pflanzten wir hier drei Bäume, die in vielen Jahren einmal Schatten spenden sollen. Mit dabei ist ein großer Süßkirschbaum, eine Sauerkirsche und eine Hauspflaume. Damit die jungen Bäume nicht so allein auf der sonnengeplagten Fläche stehen, entwarf ich überdimensionale Baumscheiben. Diese haben einen Durchmesser in etwa der zukünftigen Baumkrone der Bäume. Ich legte sie genauso wie die Permakultur-Hecke aus einer Schicht Gartenabfälle/Gründüngung und Komposterde sowie einer dicken Mulchschicht an. An den Rand pflanzte ich kleine Beerensträucher.

Im Gegensatz zur Hecke sollen hier zukünftig eher Stauden und Blumen wachsen. Ich legte Bereiche für verschiedenfarbige Schafgarbe, Phlox und Indianernessel an. Die Lücken füllte ich in diesem Jahr mit Tomaten, Zucchini, Kürbissen und Mais. Eines der Rondells sollte eine Art Indianerbeet werden. Das Beikraut tat sein übriges, so dass hier kleine Biotope entstanden. Der einzige Nachteil aller drei Rondells ist, die sich massenhaft ausbreitende Ackerwinde. Diese muss ich die kommenden Jahre versuchen in Schach zu halten, sonst wuchert sie mir über alle Pflanzen drüber hinweg.

Im Pflanzwahn

Gerne würde ich weitere Flächen bepflanzen. Einige Ideen schlummern auch schon in meinem Kopf. Es steht immer wieder die Frage im Raum: Wie willst Du das alles schaffen? Die Permakutlur-Hecke hat mir bereits gezeigt, dass ein geringer Einsatz an Mitteln und Arbeitskraft möglich ist, um viel zu erreichen. Auch wenn die Sträucher und Bäume noch sehr klein sind, stellt sich bereits jetzt ein fröhliches miteinander ein. Ich hoffe, dass sich der anfängliche Aufwand im späteren Verlauf aufwiegt. So dass wesentlich mehr Nutzen aus der Hecke gezogen werden kann als Arbeitsleistung hineinfließt.

Permakultur heißt: Ein Ökosystem zu schaffen, welches sich selbst erhalten kann. Dazu ist es wichtig, mit der Natur in Verbindung zu treten, die Gegebenheiten zu nutzen und Vorteile zu erkennen und anzuwenden. Vielfalt hat für mich einen sehr hohen Stellenwert. Vielfalt nährt uns, Vielfalt hält uns, unsere Umwelt und Böden gesund.

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