Gartensprüche wie: „Jedes Jahr ist anders!“ oder „Nicht jedes Jahr ist gleich.“ Höre ich immer öfter. Aber ist es wirklich so?
Ich denke, dass sich die Garten-Jahre schon aufgrund wechselnder klimatischer Ereignisse ändern. Unterschiedliche Bedingungen lassen auch die Pflanzen unterschiedlich gut gedeihen. Zudem entwickelt sich ein Garten von Jahr zu Jahr und passt sich den Gegebenheiten an. Gerade in einem naturnahem Garten ist die Dynamik groß.

Aus den Nachbargärten höre ich derzeit leider nur Fluchen und Schimpfen. Ein Kopfschütteln und Abwinken: „Kannste vergessen!“
Üblicherweise werden bei uns auf dem Land Kartoffeln, Zwiebeln, Gurken, Bohnen, Grünkohl und Tomaten angepflanzt. Wesentlich mehr ist es nicht und war es auch noch nie. Denn die Menschen hier auf dem Land hatten immer Nutztiere Sie standen an erster Stelle, für sie musste das Futter angebaut werden. Das war Arbeit genug. Sie verkauften Gurken oder legten diese ein, kultivierten Meerrettich oder Spargel und zogen sich ein paar Tomatenpflanzen. Vielfalt, wie wir es heute aus der Permakultur kennen, gab und gibt es nur sehr selten.
Heute ist das Wissen um die Selbstversorgung von vor über 100 Jahren überwiegend verloren gegangen. Große Nutztiere hat kaum einer mehr. Hühner werden auch immer weniger, da der Fuchs sich jedes Jahr aufs Neue bedient. Einen Bauern- oder Gemüsegarten haben nur noch wenige. Es sind meist nur die älteren Generationen, die sich mit frischem Gemüse selbst versorgen möchten. „Gibt ja alles zu kaufen!“

Und wieder: Ich höre es fluchen und schimpfen. Aber warum?
Meine Kartoffeln stehen aktuell gut. Allerdings weiß ich, dass ich sie mit den Maulwurfsgrillen teilen muss. Ich sehe die Löcher, die sie emsig graben. Ich hatte schon etliche Verluste. Nicht nur Kartoffelpflanzen und Kartoffeln werden abgefressen, auch Gurkenpflanzen, Tomatenpflanzen, Paprikapflanzen, Salat- und Kohlpflanzen sind über Nacht einfach weg.
Was könnte ich tun? Gift, Nematoden oder Chemie einsetzen? Auf gar keinen Fall. Der Garten ist ein ökologisches System und mir persönlich heilig. Ich weiß: Wenn mein Selbstversorgergarten im Gleichgewicht wäre, würden die Maulwurfsgrillen gar nicht auffallen. So die Theorie.

Durch die Umstellung auf Permakultur vor etlichen Jahren fühlen sich nicht nur die Pflanzen bei uns wohl. Auch die Tierwelt merkt schnell, wo es sich paradiesisch leben lässt.
Haben Schädlinge keine Gegenspieler, nehmen sie überhand. Ich habe etwas nachgeholfen und über 50 Pflanztöpfe in die Erde eingegraben. Ich bin mir sicher, dass dort auch jede Menge Maulwurfsgrillen drin landen. Leider bin ich immer zu spät. Es muss andere Tiere geben, die sich an den selbstgebauten Fallen laben. Ein Fuchs? Die Elstern vielleicht?
Ob es mir was bringt, kann ich noch nicht sagen. Es sind noch genügend Maulwurfsgrillen da, die täglich Löcher und Gänge graben, Jungpflanzen anfressen oder schädigen.

Aber deshalb laufe ich nicht fluchend durch den Garten. Im Gegenteil, es gibt so viel zu bestaunen, zu ernten und zu tun. Sicher … um die Verluste bin ich auch traurig und es ärgert mich, wenn wieder ein Zögling tot umgefallen ist. Aber es gibt Alternativen.
Wenn die eine Gemüseart ausfällt, wird entweder nachgesät oder Plan B umgesetzt. Es gibt immer einen Plan B. Wichtig ist die Mischkultur und die Vielfalt. Im Garten sind wir ständig den Launen der Natur ausgesetzt. Mal sind es Läuse, mal Mehltau, Wühlmäuse oder Schnecken, mal Hagel, mal Hitze … und das ist jedes Jahr gleich.

Die Maulwurfsgrillen, die gab es hier schon immer. Mal mehr und mal weniger. Allerdings vermehren Sie sich nicht nur bei mir gut. In den Nachbargärten treten auch zunehmend Schadbilder auf. Die Bedingungen sind also günstig für die Maulwurfsgrillen.
Die Kunst ist es, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, auf Vielfalt zu setzen und zu schauen, was braucht mein Garten jetzt in diesem Moment? Was kann ich tun, damit es ihm auch in den kommenden Monaten und Jahren gut geht? Es geht um ein Miteinander, nicht um ein Gegeneinander.
Es ist nicht jedes Jahr gleich! Zum Glück, sonst wäre es ja langweilig.